Abschalten mit Stil
Sich für einige Stunden einfach zurücklehnen und verwöhnen
lassen. Am liebsten bei schönem Ambiente und freundlicher Umgebung.
Genau das bekommt man bei dem Friseur "Pracht" in München geboten.
Kaffe gibt es für Kunden umsonst Foto: Melanie Paukner |
Özgur und Yasemin Keles Foto: Melanie Paukner |
stay in: Wie kam es dazu, dass du einen
Friseur-Laden aufgemacht hast?
Özgür: Im Grunde war ich das nicht alleine.
Es ist ein Familienbetrieb, bestehend aus meiner Schwester
Yasemin und mir. Sie ist mehrere Jahren als
Stylistin tätig und lag mir seit einer Ewigkeit mit einem
eigenen Laden in den Ohren. Ich habe ihr dann diesen
Wunsch erfüllt.
stay in: Was ist als Architekt deine Aufgabe in einem Friseur-Laden?
Özgür: Ich bin eher im Background des Unternehmens tätig und habe ein Auge darauf, dass der Laden ehrlich bleibt und sein Konzept stets verfolgt. Während ich also für das Unternehmerische zuständig bin, ist meine Schwester operativ tätig und das Gesicht der "Pracht"! Allgemein herrscht eine sehr schöne Synergie im ganzen Team. Die Mädels kennen sich schon über Jahre hinweg und das verleiht dem Laden eine herzliche Atmosphäre. Familie wird hier groß geschrieben.
Özgür: Der Zugang zu einem Gebäude spielt eine grundlegende Rolle. Anstatt sich nur einen Raum anzuschauen, sollte man das komplette Bauwerk betrachten. Es erzählt uns, wer es ist! So versuche ich dann die Seele des Raumes zu ergreifen, ohne unbedingt bestimmten Trends zu folgen. Bei der "Pracht" haben wir Räumlichkeiten vorgefunden, die völlig verbaut und entstellt waren. Wir haben alte Tapeten sehr behutsam herausgenommen, bis ein Bestand erreicht wurde, mit dem wir arbeiten konnten. Wir haben dann zum Beispiel einfach nur Aufputzrolle genommen und sie mit Kupfer veredelt. Hier ist nichts zufällig geschehen oder unfertig, obwohl es vielleicht so wirkt. Jede Veränderung hatte seinen Grund und war gewollt!
stay in: Was macht die "Pracht" besonders?
Özgür: Wir versuchen sehr stark natürlich zu sein. Als Menschen aber auch in den Materialien. Das Bauwerk ist um 1900 erbaut worden. Zu dieser Zeit waren Fichte und Stahl Grundmaterialien. Unter anderem deswegen haben wir diese Materialien für unseren Laden verwendet. Wir sind der Meinung, dass umso unbehandelter das Material ist, umso mehr lässt du ihm seine ursprüngliche Schönheit. Genauso wie die Materialien ökologisch sind, sind es auch unsere Produkte. Das ist eine Philosophiefrage, auf die wir hier sehr viel Wert legen. Für die Böden haben wir zum Beispiel unbehandelte Fichtendielen und Kokosteppich verwendet. Beides sehr ökologische Materialien.
Die Kunden sitzen alle an einem Tisch Foto: Melanie Pauker |
stay in: Was ist für dich ein Highlight in der Inneneinrichtung im Laden?
Özgür: Die Rohre! Sie sind alle offen zu sehen. Wir haben sie nicht in der Wand verborgen. Auch um den Bestand nicht unnötig zu zerstören. Wir sind mit dem was wir hatten behutsam umgegangen. Das Kupfer ist in unserem Laden das leitende Element.
Foto: Melanie Paukner |
Özgür: Ich denke nicht. Ich wohne privat in einem anderen Bauwerk und habe
einen anderen Ist-Zustand. Das Bauwerk sagt uns, was wir ihm tun sollen, um dessen
besonderen Charme, seine Ehrlichkeit und Seele unterstreichen
zu können.
stay in: Was ist deine Lieblings-Ecke im Laden?
Özgür: Ich mag eigentlich alle Ecken und Kanten. Aber wenn ich so darüber nachdenke, ist es wohl die Küche. Unser Ziel war es, einen Friseur-Laden zu schaffen, der anders denkt. Der aus den Klischees ausbricht. Das Konzept war es also nicht, als Kunde direkt an eine Rezeption zu kommen und in einer Ecke zu warten, bis man drankommt. Bei uns im Laden kommt man in der Küche an, quasi wie zu Hause. Also ich zu mindestens gehe immer gleich in die Küche. Und natürlich bin ich gerne in der Nähe der Kaffee-Maschine.
stay in: Wie wichtig ist das Ambiente in
einem Friseur-Laden und wie setzt ihr das um?
Özgur: Sehr wichtig! Friseure lassen Kunden oft gegen eine Wand sitzen. Und das wollten wir vermeiden. Stattdessen hatten wir als Ziel, eher ein Beisammensitzen zu kreieren. Deswegen auch das Pentagon. Also ein fünfeckiger Tisch in der Mitte des Raumes, an dem die Kunden sitzen und frisiert werden. So hat man als Kunde die Möglichkeit, mit seinem Nachbarn zu quatschen oder auch alleine für sich zu sein.
Foto: Melanie Paukner |
Özgur: Sehr wichtig! Friseure lassen Kunden oft gegen eine Wand sitzen. Und das wollten wir vermeiden. Stattdessen hatten wir als Ziel, eher ein Beisammensitzen zu kreieren. Deswegen auch das Pentagon. Also ein fünfeckiger Tisch in der Mitte des Raumes, an dem die Kunden sitzen und frisiert werden. So hat man als Kunde die Möglichkeit, mit seinem Nachbarn zu quatschen oder auch alleine für sich zu sein.
stay in: Was kann man beim Thema
Inneneinrichtung falsch machen?
Özgür: Ein Fehler für mich ist es, zu viele Designerstücke geballt zusammenzustellen. Lieber konzentriert man sich auf wenige Accessoires und versucht Akzente zu setzten. Um Fehler zu vermeiden, sollte man sich den Raum anschauen und sich fragen: Was für ein Gefühl will ich, dass dieser Raum vermittelt und wie kann ich das erreichen?
Übrigens: Der Münchner Friseur-Laden wurde im Bereich "Retail Architecture" für den Deutschen Design Award 2016 nominiert!
Danke für das Gespräch!
Das Interview führte Melanie Paukner
Foto: Melanie Paukner |
1 Angekommen from Pracht on Vimeo.
Liebe Melanie,
AntwortenLöschenschönes Interview, vor allem die Bilder bringen den Laden gut zur Geltung. Den perfekten Friseur zu finden, ist ja eher schwierig und so ein Laden abseits vom Mainstream gefällt mir! Hab auch gleich auf den Link geklickt ;)
Liebe Grüße
Liebe Marilyn,
AntwortenLöschenvielen Dank für deinen lieben Kommentar. Schön zu hören, dass der Post dir weitergeholfen hat!
Ganz liebe Grüße,
Melanie